„Lieblingsbeschäftigung: Wörter und Worte zu mehr gestalten.“

Diese mechanische Schreibmaschine kostete sie 1978 das kleine Vermögen von 435 DDR-Mark. Christel Schilling nutzte sie bis Anfang der 1990er Jahre. Dann stieg sie auf eine elektronische um, später auf den Computer. Sie investierte immer wieder in Schreibtechnik, weil Schreiben für sie ganz wesentlich ist: Es ist der Raum, in dem ihre Depressionen und ihre Ertaubung ihr nichts anhaben können.

Sie hat immer viele Briefe verschickt und unter dem Pseudonym „Elfriede von Schnatzjern“ bzw. „Elfriede von der Vogelweide“ auch Texte in hallescher Mundart verfasst, früher auch für die Mitteldeutsche Zeitung. Zuletzt hat sie ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben.

Christel Schilling wurde 1938 in Halle geboren.

Zu ihrer persönlichen Corona-Situation schreibt sie am 27. März:

Das ist eine ganz vertrackte Situation, in der die ganze Welt steckt und zwingt wohl jeden zum Innehalten und Nachdenken….Eben wieder solche schlimmen Meldungen im Netz gelesen, die Äußerungen der Kanzlerin von heute helfen auch nicht zum Hoffen. Wir müssen abwarten, mehr bleibt uns Angehörigen der Risikogruppe leider nicht. Ich kann glücklicherweise sagen, dass ich mit der Situation ganz gut zu recht komme, der Einkauf wird selbst erledigt. Und wie viele Kolleginnen und Kollegen ich bekommen habe durch das Home-Office, ich kenne zwar nur einige bis jetzt persönlich, aber das Gefühl einer Einsiedler-Krebsin ist mir doch genommen worden. [...]

Traurig ist nur, das neue Hörgerät ( hatte eins verloren) ist zwar da, aber ich habe akustisch keinen Fernsehempfang damit. Fa. Kind [Hörgeräte-Akustiker, Anmerkung der Redaktion] hat diese Woche alle Läden geschlossen. Immer die Untertitel mitlesen zu müssen, das strengt an. Man schafft es kaum, weil alle Leute heutzutage so schnell sprechen, und vom Bild kriegt man dann kaum mehr etwas mit. Aber es gibt Schlimmeres.

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