„Deutsche Gebärdensprache ist meine Muttersprache“
Auf dem Ausstellungstisch von Falko Neuhäusel liegt eine gelbe Broschüre im A4-Format, das von der Gemeinschaft der gehörlosen Menschen als „Goldenes Buch“ bezeichnet wird.
Falko Neuhäusel stieß 1992 in Hamburg auf die „Grammatik der Deutschen Gebärdensprache“ (DGS) von Siegfried Prillwitz. Als er erkannte, dass die DGS über eine eigene Grammatik verfügt und damit der Lautsprache gleichgestellt ist, veränderte sich sein Leben: Seitdem versteht er sich nicht mehr als behindert, sondern als tauber Mensch mit DGS als Muttersprache. Dass die DGS 2002 offiziell als eigenständige Sprache anerkannt wurde, bestärkte ihn in dieser Sichtweise.
Davor war ihr Gebrauch lange Zeit unterdrückt worden. Gehörlose Menschen sollten sich den Hörenden anpassen. In der Schule lernten Kinder, von den Lippen zu lesen und selbst Laute zu formen. Die Gebärdensprache lernten gehörlose Menschen voneinander – nicht von den Lehrern. Von hörenden Menschen wurde sie als "Zeichensprache" oder "Affensprache" verunglimpft.
Die Anerkennung der DGS bedeutete daher einen wichtigen Schritt für die Gleichstellung tauber Menschen.
Heute unterrichtet Falko Neuhäusel selbst DGS an der Hochschule Magdeburg-Stendal und in der Gebärdenmanufaktur Halle. Hier können sich Interessierte die DGS in verschiedenen Kursmodellen erlernen.
Auf https://geschichten-die-fehlen.de/gebaerdensprache hat Falko Neuhäusel einige Bereiche der Webseite übersetzt.
Falko Neuhäusel wurde 1959 in Halle geboren.
#MuseenEntdecken #closedbutopen #DigAMus #MuseumFromHome #culturedoesntstop
Neuen Kommentar hinzufügen