„In der Psychose ist man ein anderer Mensch“

08.04.2020
Ausstellungstisch mit dem Buch "Ich könnte doch glücklich sein" und einem Foto von Christa Beau
In Christa Beaus Buch „Ich könnte doch glücklich sein“ kommen 14 Frauen zu Wort, die über ihre psychischen Erkrankungen im Wochenbett sprechen.

Nach der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1980 erlitt Christa Beau eine Wochenbettpsychose mit verschiedenen Störungen: Sie hörte Stimmen und sah Dinge, die nicht da waren. Gerüche nahm sie anders wahr. Das Gefühl, ihrem Kind keine gute Mutter zu sein, machte ihr Angst.

In unserer Gesellschaft wenig bekannt sind psychische Beeinträchtigungen, die Frauen nach der Geburt widerfahren können. Eine vor Glück strahlende Mutter ist das Bild, das mit diesem Ereignis verbunden ist.

Viele Jahre lang wurde Christa Beau psychiatrisch behandelt. Doch erst spät konnte ihr mit den richtigen Medikamenten geholfen werden. Sie beschloss, sich für Frauen in ähnlichen Situationen einzusetzen und sammelte deren Geschichten. 2015 veröffentlichte sie das Buch.

Heute unterstützt Christa Beau Betroffene auf vielfältige Weise. Sie setzt sich dafür ein, dass psychisch Erkrankten mit individuell zugeschnittenen und wählbare Hilfsangebote geholfen wird. Diese sollen mit den Erkrankten abgestimmt werden, wenn sie sich außerhalb einer akuten Episode befinden. Denn in der Psychose ist man ein anderer Mensch.

Christa Beau ist außerdem Moderatorin des „Halleschen Psychose-Seminars“.

Christa Beau wurde 1948 in Halle geboren.

Über ihr Buch sagt sie: „Bis ich wieder das Leben mit Freude genießen und mit Familie und Freunden Glück erleben konnte, verging viel Zeit. Mich interessierte, wie es anderen Frauen erging, die vor oder nach der Geburt eines Kindes psychisch erkrankten. Was erlebten, dachten, fühlten sie? Nicht aus der Sicht eines Helfenden, des Psychiaters, des Psychotherapeuten oder des Psychologen, sondern aus der Sicht der betroffenen Mütter wollte ich diese Fragen beantwortet haben. Von tausend Frauen, die ein Baby zur Welt bringen, bekommt durchschnittlich eine Frau eine Wochenbettpsychose, weitaus mehr erleiden eine Wochenbettdepression. Ich begegnete ihnen an den verschiedensten Orten: in Patientenclubs, Seminaren, Projekten, Begegnungsstätten oder ganz privat. Doch nicht alle Frauen waren bereit, über das Erlebte zu sprechen, und manchmal waren auch die Partner dagegen. Für viele Menschen sind psychische Erkrankungen noch immer ein Tabuthema.“

Eine Leseprobe finden Sie auf http://christa-beau.de/buecher.html

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